Nun, wie war Ihre erste Woche? Haben Sie die 1.500 Wörter geschafft? Oder war es schwierig, ins Schreiben hineinzukommen? Haben Sie – wie ich es oft mache – Haus, Wohnung, Garten und Kellerräume auf Vordermann gebracht, und alles blitzt und blinkt . . . bis auf das leere weiße Blatt im Computer?

Solche Vermeidungsstrategien kennt jeder Schriftsteller und jede Schriftstellerin zuhauf. Wenn man schreiben muß, dann fängt man plötzlich an, sich für Hausarbeit zu interessieren, obwohl sie sonst an letzter Stelle steht und die Wohnung schon im Müll versinkt. Und müßte nicht mal wieder die Garage aufgeräumt werden? Ja, und der Gartenzaun braucht auch einen Anstrich.

Es ist die Methode, die auch in dem Artikel »Die (Wieder)-Entdeckung der Faulheit« beschrieben wird. Es geht in dem Artikel nicht um Faulheit, es geht im Gegenteil um höchste Effizienz. Aber diese erreicht man, indem man den eigenen Hang zur Faulheit (den jeder Mensch hat, erzählen Sie mir nichts) nutzt.

Und bedenken Sie eins: Oftmals sind die intelligentesten Leute die faulsten. Sehen Sie es also als etwas durchaus Positives an, faul zu sein.

Wenn Sie schreiben wollen, setzen Sie das Schreiben als oberstes auf Ihre Liste. Das schlimme ist nur, die Faulheit sagt uns, das oberste auf der Liste, das tue ich erst mal gar nicht.

Somit ist also der Trick bei der Geschichte, das Schreiben nicht als oberstes auf die Liste zu setzen, sondern als zweites.

Da das Schreiben nicht die oberste Priorität hat (sondern zum Beispiel die Hausarbeit), werden Sie sich viel schneller Ihrem Roman zuwenden, als Sie schauen können – einfach um die Hausarbeit, die an erster Stelle steht, zu vermeiden. Und schon sind Sie ein Stück weiter.

Lesen und Schreiben

Sie müssen Ihre Faulheit ausnutzen, um sich die Zeit zu verschaffen, zu lesen und zu schreiben. Denn eins ist klar: Leute, die nicht lesen, können auch nicht schreiben. Wenn Sie es also selten oder sogar noch nie in Ihrem Leben geschafft haben, ein Buch zu Ende zu lesen, sollten Sie ernsthaft darüber nachdenken, ob Schreiben das richtige für Sie ist.

Wenn Sie nicht einen einzigen el!es-Roman gelesen haben, werden Sie schwerlich einen el!es-Roman schreiben können, denn Sie wissen ja gar nicht, was Sie schreiben sollen. Deshalb ist Lesen eine Grundvoraussetzung dafür, Bücher schreiben zu können. Natürlich nicht nur el!es-Romane. Sie sollten auch andere Bücher lesen, Sie sollten Bücher als einen der wichtigsten Teile Ihres Lebens betrachten und so viel lesen, wie Sie können.

Denn nur durch Ihre Leseerfahrung kommen Sie dazu, sich eine Vorstellung davon zu machen, wie ein Buch auszusehen hat. Aber während des Schreibens lese ich persönlich nichts von anderen AutorInnen, das lenkt ab und beeinflußt den Stil. Es werden plötzlich Ideen in den Vordergrund gerückt, die nicht meine sind und die ich wieder loswerden muß, bevor ich weiterschreibe. Nein, Lesen während des Schreibens finde ich nicht gut.

Es gibt aber auch Leute, die sind der gegenteiligen Meinung. Sie meinen, man sollte gerade während des Schreibprozesses viel lesen, so viel wie möglich, um das eigene Schreiben zu befördern. Vielleicht ist das bei manchen so, vielleicht ist das auch bei Ihnen so, die Sie dies lesen, aber bei mir ist das nicht so, und deshalb gebe ich den Rat, erst einmal auszuprobieren, ob man es für sich selbst als nützlich empfindet, während des Schreibprozesses zu lesen. Und dann entscheiden Sie, ob Sie es tun oder nicht.

Wenn ich während des Schreibens lese, werde ich viel zu sehr vom Stil und von der Art des Autors oder der Autorin, die ich lese, beeinflußt. Als ich ein Teenager war und für die Schülerzeitung schrieb, habe ich beispielsweise Satiren im Stil von Kishon geschrieben, nachdem ich Kishon gelesen hatte. Ich war damals ein großer Kishon-Fan.

Eigentlich liegen Satiren mir gar nicht, aber trotzdem habe ich damals welche geschrieben, eben von Kishon beeinflußt. Aber das ist eigentlich nur Imitation, keine Kreativität. Ich war noch ein Kind und sehr beeinflußbar. Heute würde es mich stören, im Stil eines anderen zu schreiben. Deshalb lese ich nicht, während ich schreibe.

Davor allerdings und danach spricht nichts dagegen. Und interessanterweise lernt man aus schlechten Romanen mehr als aus guten. Weil es leichter ist, Schlechtes zu kritisieren, als es besser (oder auch nur genauso gut) zu machen, wenn ein Roman schon sehr gelungen ist. Außerdem sieht man an schlechten Romanen eben die eigenen Fehler. Bei anderen fallen sie einem auf, bei sich selbst nicht unbedingt. Deshalb sind gerade schlechte Romane sehr nützlich.

Gute Romane vermitteln einem oft eher das Gefühl »Das schaffe ich ja sowieso nicht« und halten eine dadurch eventuell vom Schreiben ab. Sicherlich kann man auch aus guten Romanen etwas lernen, aber ehrlich gesagt tatsächlich weniger als aus schlechten.

Was ist ein schlechter Roman? Nun, beispielsweise ein Roman, der die Erwartungen der Leserin enttäuscht. Es wird eventuell Spannung aufgebaut, etwas versprochen — und dann nicht eingehalten.

Also lesen Sie und versuchen Sie herauszufinden, ob es Ihnen hilft, besser zu schreiben. Wenn nicht, lassen Sie’s – zumindest für die Periode des Schreibens. Danach können Sie sich wieder auf alles stürzen, was Sie interessiert.