Tip Nr. 7: Offensichtliche Exposition verwenden

Die Kunst, den Leser während der Handlung derart raffiniert über wichtige Details zu informieren, so daß er dieses Zuspielen an Informationen gar nicht bemerkt, ist völlig unnötig. Warum, werden Sie jetzt vielleicht fragen?

Überlegen Sie: Der Leser ist doch nicht blöd, er durchschaut diesen Kniff sofort! Weshalb also noch länger versuchen, ihn mit plumpen Tricks an der Nase herumführen zu wollen. Vergessen Sie den ganzen Schnickschnack, daß der Leser während einer rasanten, action- und konfliktbeladenen Szene mehr über die Charaktere und die Handlung erfährt. Solche direkte Reden wie: »Du dachtest wohl, du könntest abhauen und dich vor den Alimentezahlungen drücken!« sind nicht notwendig!

Scheuen Sie sich also nicht davor, bei direkten Reden solche Sätze zu verwenden, wie: »Wie du ja bereits weißt, bin ich zornig darüber, weil du meine Schwester geschwängert hast, deswegen habe ich dich von der Bushaltestelle in diese Scheune gezerrt, um dich hier zu verprügeln.«

Tip Nr. 8: Krampfhafte Verschränkungen vermeiden

Wenn Ihr Protagonist in der Klemme steckt, beispielsweise in der Scheune eingesperrt ist, und er unbedingt eine Haarspange benötigt, um das Schloß zu öffnen, bevor der Schuppen von den Brüdern seiner Geliebten mit Fackeln angesteckt wird, dann überlegen Sie sich keine komplizierten Handlungsstränge, wie diese Haarspange in Harrys Hosentasche hätte gelangen können. Der Leser merkt sofort, daß Sie die Haarspange nur deshalb hundert Seiten zuvor in seiner Hosentasche plaziert haben, um sie ausgerechnet an dieser Stelle zu verwenden. Auf solche Verschränkungen reagiert der Leser gewiß zornig.

Vielmehr bevorzugt das Publikum direkte Lösungsvorschläge. Scheuen Sie sich also nicht davor, Harry zufällig eine Haarspange im Heuhaufen finden zu lassen, womit er das Schloß der Scheune rechtzeitig knacken kann. Der Leser wird Sie für solche spontanen, an den Haaren herbeigezogenen Auswege lieben!

Tip Nr. 9: Ernten ohne zu Plazieren

»Man muß die Bomben legen, bevor man sie hochgehen läßt!«, lautet beispielsweise ein gut gemeinter Ratschlag, der uns in keinster Weise weiterhilft. Warum? Plaziert man vor der Nase des Lesers eine Bombe, so weiß er doch, daß diese an späterer Stelle des Romans hochgehen wird. Was haben wir dadurch erreicht? Nichts! Mit diesem plumpen Trick kann niemals Spannung erzielt werden.

Viel überraschender wirkt hingegen folgende Szene in unserem konstruierten Roman: Nachdem unser Held Harry in letzter Sekunde aus der brennenden Scheune stolpern konnte, schlittert er in eine sich plötzlich öffnende Raum-Zeit-Spalte und wird durch einen Quantensprung auf eine einsame, fünf Quadratmeter große Insel inmitten des Pazifiks katapultiert, wo er unter einer Palme eine tickende Bombe entdeckt, deren Digitalanzeige im Sekundentakt von sechzig hinunter zählt.

Woher die Bombe kommt, wer sie dort plaziert hat, warum sie ausgerechnet hier im Sand liegt, sind Fragen, für die sich letztendlich niemand interessiert, am allerwenigsten der Leser. Wir dürfen unser Publikum nicht mit solchen Details langweilen.

Wenn wir uns für alles und jedes einen guten Grund ausdenken, weshalb wir es gerade an dieser Stelle des Romans einbauen, wirkt der Roman konstruiert und vorhersehbar. Dadurch wird der Leser sofort stutzig. Also merken Sie sich: Einzig allein der unerwartete, unvorbereitete Überraschungsmoment zählt!

Tip Nr. 10: Konflikte gezielt einsetzen

Unerfahrene Autoren versuchen den Plot oft so aufzubauen, daß jedes bewältigte Hindernis den Protagonisten vor ein noch größeres Problem stellt, und lösen daher ein Problem erst dann, wenn dadurch mindestens zwei neue aufgeworfen werden. Sie glauben sich genial, weil sie meinen, dadurch die Spannung zu steigern.

Jeder logisch denkende Mensch erkennt aber sofort, daß diese Gleichung nicht aufgehen kann. Am Ende eines Romans findet sich der Autor unweigerlich vor einer Unzahl ungelöster Probleme, die in keinem vernünftigen Verhältnis aufgeklärt werden können. Wird der Plot dadurch dramatischer, wenn sich die Probleme häufen? Verdichtet sich die Handlung etwa, wenn sich alles auf einen Höhepunkt zuspitzt? Die Antwort kann nur lauten: Natürlich nicht! Das Gegenteil ist der Fall!

Die wahre Kunst ist es nämlich, Konflikte gezielt einzusetzen. Lösen Sie einen Konflikt also erst zu einem Zeitpunkt im Roman, wenn sich dadurch ein zweites Problem automatisch aufklärt. Sie müssen als Autor lernen, solche Synergieeffekte besser zu nutzen! Und wenn Sie am Schluß des Romans keine Probleme mehr zu lösen haben, nutzen Sie die Lücke, einen vierzig Seiten langen Epilog zu schreiben. Das kommt immer gut an!