Der erste Satz muß »knallen«

Haben Sie ihr Interesse geweckt, kommt es nun auf den ersten Satz an, denn wenn der nicht »knallt«, nützt auch das schönste Anschreiben und die schönste Inhaltsangabe nichts.

Wenn Ihr erster Satz also lautet: »Ich ging die Straße entlang« oder »Die Sonne schien«, wird das Ihrem Manuskript den Hals brechen. Dann zieht die Lektorin die Vorlage für Ablehnungen heraus, und das war’s.

Deshalb weise ich immer wieder darauf hin, wie wichtig der erste Satz ist. Alles andere sind Formalia, die Sie einhalten müssen, damit Ihr Manuskript überhaupt beachtet wird, aber der erste Satz – das ist das Killerkriterium.

Schauen Sie sich so viele erste Sätze wie möglich an. Stellen Sie sich in Ihrer Buchhandlung vor das Regal, das die Bücher enthält, die Sie mögen, Ihre Lieblingsbücher, Bücher, die Sie gern lesen. Schreiben Sie sich die ersten Sätze oder Absätze aller dieser Bücher heraus und versuchen Sie, einen ersten Satz zu finden, der genauso aufsehenerregend ist.

Sie haben keine Buchhandlung in Ihrer Nähe? Dann hören Sie einmal hier hinein: »Romananfänge«

Es dauert vielleicht länger, den ersten Satz zu finden als den ganzen Roman zu schreiben, aber es lohnt sich. Der erste Satz muß nicht der sein, den sie als erstes in Ihrem Manuskript schreiben. Sie können nach dem ersten Satz suchen, nachdem Sie das ganze Buch schon fertiggeschrieben haben.

Wichtiger Hinweis: Suchen Sie nicht nach einem ersten Satz, bevor Sie anfangen zu schreiben. Schreiben Sie einfach los. Und hinterher, wenn alles fertig ist, machen Sie sich Gedanken über den ersten Satz.

Ablehnungsgründe

Wenn diese Gedanken, diese Suche nach dem ersten Satz erfolgreich war, haben Sie die Lektorin noch weit vor Ablauf der 18 Minuten überzeugt. Es ist auch gar nicht gesagt, daß sich die Lektorin so viel Zeit für Ihr Manuskript nimmt. Die meisten Manuskripte werden bereits nach 30 Sekunden abgelehnt.

Die Lektorin wirft einen kurzen Blick darauf: Rechtschreibfehler – abgelehnt, oder sie wirft einen noch kürzeren Blick darauf: langweiliger erster Satz – abgelehnt oder riesenlange Absätze, unleserliche Schrift, schlechte Formatierung – abgelehnt.

Das ist eher der Normalfall.

Deshalb räumen Sie all diese Stolperfallen schon bei der Vorbereitung Ihres Manuskriptes für die Einreichung beim Verlag aus, dann finden Sie vielleicht auch einen Verlag, der Ihr Manuskript liest, begeistert ist und sagt:

»Das machen wir!«