Lesen Sie Ihr Manuskript mit den Augen einer Lektorin

Also lesen Sie Ihr Manuskript einmal mit den Augen einer Lektorin. Schreiben Sie ein Anschreiben und eine Inhaltsangabe und legen Sie sie zu Ihrem Manuskript dazu. Stellen Sie sich das »Timerle« auf 18 Minuten und starten Sie es. Verlassen Sie Ihren Schreibtisch, kehren Sie wieder zurück, nehmen Sie das Anschreiben auf und beginnen Sie zu lesen.

Würden Sie aufgrund des Anschreibens weiterlesen, wenn es nicht Ihr eigenes Manuskript wäre? Wird der Verlag im Anschreiben als besonders geeignet für das Manuskript erwähnt? Wird ein Buch des Verlages genannt, das Ihrem Buch wahrscheinlich ähnlich ist? Ist das Buch des Verlages, das Sie als ähnlich benennen, ein erfolgreiches Buch des Verlages oder ein Ladenhüter?

Wenn Sie es nicht wissen, gehen Sie in die nächste Buchhandlung, wenn möglich in eine etwas größere, und fragen Sie, was die erfolgreichsten Bücher genau dieses Verlages in den letzten Jahren waren. Ein Ladenhüter nützt Ihnen nichts, um Ihr eigenes Buch zu empfehlen, denn dann wird der Verlag davon ausgehen, daß auch Ihr Buch ein Ladenhüter wird, und das Buch nicht machen.

Inhaltsangabe – kurz und prägnant

Gut, Ihr Anschreiben enthält alles Notwendige, nehmen wir einmal an, die Lektorin hat das Anschreiben gelesen und wendet sich der Inhaltsangabe zu. Klingt die Inhaltsangabe spannend? Enthält sie alles, was die Lektorin wissen muß (auch das Ende!)? Ist die Inhaltsangabe nicht zu lang?

An diesem Punkt kürzen Sie die Inhaltsangabe, um alle überflüssigen Details zu entfernen. Eine Inhaltsangabe ist nur ein grober Überblick, sie muß keine Details aus einzelnen Kapiteln oder Szenen enthalten. Eine Inhaltsangabe sollte niemals länger als eine halbe Seite sein – Schrift 12 pt., großer Zeilenabstand, breite Ränder –, besser noch kürzer. Sie sollte nur die wesentlichen Aspekte des Buches enthalten, die für das Verständnis notwendig sind, und Interesse wecken.

Wenn Sie Glück haben, liest die Lektorin die Inhaltsangabe und denkt sich: »Das könnte ein Buch für uns sein«. Dann legt sie die Inhaltsangabe zur Seite und greift nach Ihrem Manuskript.

Klingelingeling! Der Wecker klingelt und hüpft auf dem Bildschirm herum, und die Lektorin hat noch nicht einmal den ersten Satz Ihres Manuskriptes gelesen. Die 18 Minuten sind um, so schnell geht das.

Wenn das Anschreiben und die Inhaltsangabe zu diesem Zeitpunkt das Interesse der Lektorin geweckt haben, macht das nichts, dann wird sie das Manuskript anschauen, wenn nicht, geht sie zum nächsten über.