In Frankreich wird jedes Fremdwort verbannt, selbst ein Wort wie »Computer« gibt es in Frankreich nicht, der heißt dort »ordinateur«. In Deutschland wird hingegen jedes englische Fremdwort freudig begrüßt und sofort übernommen. Manche kennen die deutschen Begriffe gar nicht mehr.

Da fragt man sich, wohin soll das führen? Wird die deutsche Sprache ganz aussterben, weil sie niemand schätzt? Werden wir uns in einigen Jahren nur noch auf Englisch unterhalten oder vielleicht auf Türkisch? Immerhin hat ein Politiker vorgeschlagen, man sollte die deutsche Nationalhymne auch auf Türkisch singen. Weil die Türken ja ihre auch immer auf Deutsch singen . . .

So eine Idee kann wirklich nur in Deutschland entstehen. Kein Amerikaner, Engländer, Franzose oder Italiener käme auf so einen Gedanken. Die eigene Nationalhymne in einer anderen Sprache zu singen als in der eigenen Muttersprache, in der offiziellen Sprache des Landes.

Wenn man lieber englische Wörter benutzt als deutsche, stellt sich die Frage eines guten Stils natürlich nicht. Das ist auf jeden Fall schlechter Stil. Aber wir kommt man zu einem guten deutschen Stil, wenn man von einem solchen Sprachchaos umgeben ist?

Das Lesen, auch wenn es anscheinend als einzelne Anstrengung nicht genügt, ist auf jeden Fall eine gute Voraussetzung, aber – und das wird heute schon schwer – das Lesen original deutscher Bücher. Bücher von deutschen Autorinnen und Autoren, die auf Deutsch geschrieben wurden, nicht deutsche Übersetzungen englischsprachiger Bücher. Denn eins muß man auch immer mehr feststellen: Kaum ein Übersetzer oder eine Übersetzerin kann noch Deutsch.

Oftmals liest man in übersetzten Büchern Redensarten, die im Englischen üblich sind, wortwörtlich übersetzt statt die entsprechende deutsche Redensart einzusetzen. Mir kommt es so vor, als würden viele ÜbersetzerInnen die deutsche Redensart gar nicht kennen, nur die englische. Dabei sollten ÜbersetzerInnen das eigentlich in ihrem Studium gelernt haben.

Wenn es aber schon soweit ist, daß selbst ÜbersetzerInnen ihre eigene Muttersprache nicht mehr beherrschen, wie soll es dann die einfache Autorin können, die sich gar nicht weiter mit ihrer Muttersprache beschäftigen konnte, als es ihr die LehrerInnen in der Schule erlaubt haben?

Das ist in der Tat schwierig. Aber vielleicht könnten wir mit dem, was Eduard Engel bemängelt hat, anfangen: keine Fremdwörter benutzen. Ein guter deutscher Stil zeichnet sich dadurch aus, daß er mit möglichst wenigen Fremdwörtern auskommt.

Ganz verbannen kann man sie nicht, aber man sollte sich bei jedem Fremdwort überlegen, ob es dazu nicht eine deutsche Alternative gibt. (Die gibt es normalerweise.) Und falls man sie nicht kennt, einfach mal in einem ganz normalen Englisch-Deutsch-Lexikon nachschlagen. Die findet man auch auf dem Internet, beispielsweise unter http://dict.leo.org/.

Wenn man seine Texte nach Fremdwörtern durchforstet, wird man sich wundern, wie viele man findet. Wir haben uns schon so angewöhnt, gewisse Fremdwörter zu benutzen, daß wir es fast gar nicht mehr merken.

Als Übung einfach einmal einen Text nehmen und jedes Fremdwort anstreichen. Übrigens: »cool« ist auch ein Fremdwort.

Wenn man einen Roman schreibt, beschreibt man Menschen auch durch das, was sie sagen, durch die Wörter, die sie benutzen. In einem Dialog dürfen also durchaus auch einmal Wörter wie »cool« vorkommen, im beschreibenden Text aber nicht.