Je näher der LLP rückt, desto mehr rücken auch wieder die Dinge in den Mittelpunkt, die damit zu tun haben. Es gilt nicht nur einen Roman einzureichen, sondern dieser muss auch begleitet sein von einem Exposé. In den meisten Verlagen spielt das Exposé sogar eine größere Rolle als der Roman selbst, denn mit dem Exposé wird die Geschichte verkauft.

Wie man schon dem aufschlussreichen Buch »4 Seiten für ein Halleluja« von Hans Peter Roentgen entnehmen konnte, lesen die meisten Verlagslektoren niemals einen ganzen Roman, um zu entscheiden, ob das Buch für eine Veröffentlichung in Frage kommt oder nicht, sie lesen höchstens die ersten vier Seiten des Manuskripts, manchmal noch nicht einmal so viel. Deshalb ist es ausgesprochen wichtig, dass die Geschichte auf diesen ersten Seiten in Fahrt kommt und nicht erst auf Seite 30, 50 oder 100.

Darüber hinaus hat Hans Peter Roentgen – ein netter, von mir sehr geschätzter Kollege – auch einen Ratgeber namens »3 Seiten für ein Exposé« verfasst. Wie der Titel schon sagt, geht es hier nicht um dieselben Seiten wie beim »Halleluja«. In den höchstens drei Seiten eines Exposés muss das ganze Buch enthalten sein.

»Exposés sind das Fegefeuer für Autoren«, heißt es im Klappentext des Buches, und so empfinden es viele wohl auch. Da hat man eine Geschichte mit ganz vielen Details und Figuren geschrieben, und dann soll das alles auf so wenigen Seiten Platz haben? Vollständig? Von vorn bis hinten, von Anfang bis Ende?

Ja, genau, das ist die Idee. ;)

Ein Exposé ist eine spannend geschriebene Inhaltsangabe, könnte man sagen. Das Exposé sollte die LeserInnen (das sind zuerst einmal die LektorInnen des Verlages, die das Manuskript beurteilen) genauso fesseln, wie es das Buch tun sollte, die ganze Geschichte. Ist das Exposé nur ein müder Abklatsch der Geschichte oder verzettelt sich, versinkt im Chaos, springt vom Hölzchen aufs Stöckchen ohne sichtbaren roten Faden, schauen die LektorInnen das Manuskript meistens gar nicht mehr an.

Noch schlimmer ist, wenn Rechtschreibung und Grammatik bereits im Exposé mehr nach dem Zufallsprinzip eingesetzt werden. Schließlich sind das nur drei Seiten. Wenn die Autorin da schon nicht weiß, wo ein Komma zu stehen hat, wie man ein Wort schreibt oder welche Zeit für den Text verwendet wird, wie soll das erst in dem langen Roman werden?

Das Exposé ist die Visitenkarte für Ihr Buch. Würden Sie eine zerrissene, schmutzbefleckte Visitenkarte irgendwo abgeben, wo Sie sich vorstellen? Würden Sie in Ihren abgerissensten Kleidern erscheinen, nachdem Sie sich zwei Wochen nicht gewaschen haben?

Nein, das würden Sie sicher nicht tun. Sie würden geschniegelt und gestriegelt auftauchen, freundlich lächelnd und bemüht, den besten Eindruck zu machen.

Genau dasselbe gilt für Ihre Geschichte, die Sie an einen Verlag schicken. Frisch gewaschen und gekämmt kommt sie am besten an. :)

Und um das noch zu unterstreichen, ist die Visitenkarte blütenweiß, unbefleckt und leicht zu lesen.

Die Visitenkarte – das Exposé also – ist eine Zusammenfassung der Geschichte, die die Figuren und die Handlung des Romans vorstellt. So knapp wie möglich und so ausführlich wie nötig. Hier ist es besonders wichtig, überflüssige Details wegzulassen, sich nur auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Mara Laue fasst das in ihrem Ratgeber »Von der Idee zum fertigen Text« sehr gut zusammen, denn zum Schluss geht es um die alten »Ws«:

Wer hat was, wann, wie, wo, mit wem (oder womit) und warum getan?

Das Exposé geht dabei nicht ins Detail, sondern beschreibt nur den Rahmen, in dem die Geschichte spielt, die Hauptfiguren und die Haupthandlungen und wird immer im Präsens, in der Gegenwartsform, geschrieben. Es enthält keine wörtliche Rede, also keine Dialoge, sondern ist nur eine Beschreibung, so ungefähr das Gegenteil von Show, don’t tell. Hier gilt tatsächlich: Tell, don’t show.

Der Ablauf der Geschichte wird chronologisch geschildert, selbst wenn das Buch beispielsweise heute beginnt und die Geschichte dann in Rückblenden erzählt. Im Exposé werden die Handlungen in ihrer logischen Reihenfolge dargestellt, nicht unbedingt so, wie sie dann im Buch stehen.

Ich persönlich lese allerdings auch im Buch gern die Geschichte in chronologischer Reihenfolge, Rückblenden verwirren oft nur. Man muss sehr viel Erfahrung im Schreiben haben, um Rückblenden gut einzubauen, deshalb sollte man sie möglichst vermeiden.

Im Exposé spielt das aber keine Rolle, dort ist die chronologische Reihenfolge die einzig erlaubte.

Schon beim Plot hatten wir ja gesagt, dass manche Leute den im Voraus festlegen, andere erst, wenn das Buch geschrieben ist. Das Exposé ist nichts anderes als ein verkürzter Plot, der noch etwas geschliffen wurde, also ergibt sich auch hier dasselbe Bild.

Wenn man sich die Arbeit erleichtern will, setzt man sich vor dem Schreiben des Romans hin und schreibt die Geschichte sozusagen in Stichworten auf, von Anfang bis Ende. Sie darf dann auch länger werden, es dürfen auch Dialoge enthalten sein, alles. Vielleicht hat man dann am Schluss 20, 30 ,40 oder sogar 50 Seiten.

In diesem Fall kürzt man das auf 3 Seiten herunter, streicht alles Überflüssige, um zum Kern zu kommen.

Die andere Methode ist, man schreibt das Buch zu Ende und setzt sich danach hin und fasst die Geschichte zusammen. Auch da wieder muss man alles herunterkürzen auf 3 Seiten oder für den LLP sogar auf eine halbe bis eine DIN-A4 Seite, denn el!es-Bücher sind nicht so lang. Die 3 Seiten beziehen sich auf ein Buch von 400 Seiten oder mehr.

Welche Methode einfacher ist, wird man bald merken, wenn man es versucht. Da streiten sich wieder Bauchschreiber und Kopfschreiber. Wichtig ist nur, dass zum Schluss ein brauchbares Exposé dabei herauskommt, das den Verlag davon überzeugt, das Manuskript lesen zu wollen.

Bei den Seitenangaben sind immer Normseiten gemeint, also 3 Seiten entsprechen 30 Zeilen à 60 Anschläge mal 3. Eine Normseite hat 1800 Zeichen, mal 3 sind das dann 5400 Zeichen, mit Leerzeichen.

Bis hierhin habe ich schon über 6000 Zeichen geschrieben, dieser Text wäre als Exposé also schon viel zu lang, er müsste gekürzt werden.

Wie schreibt man nun ein Exposé? Wir gehen da am besten ganz formell nach den W-Fragen vor.

1. Wer

2. tut was

3. wann

4. wie

5. wo

6. mit wem (womit)

7. warum?

Wichtig ist, dort zu beginnen, wo die Handlung einsetzt, die für das Buch interessant ist. Wenn Sie beispielsweise am Anfang des Buches erst einmal die Familiengeschichte erzählen, die vor dem Zeitpunkt liegt, an dem die Handlung des Buches beginnt, gehört diese Familiengeschichte nicht ins Exposé.

Zuerst wird die Hauptfigur vorgestellt (wer), die irgendetwas Bezeichnendes tut. Ort und Zeit müssen nur dann genau definiert werden, wenn es wichtig ist, sonst ist die Zeit einfach heute, die Gegenwart, und der Ort Deutschland. Stadt oder Land wird durch eine entsprechende Umgebung gekennzeichnet.

Sie umgaben graue Häuserschluchten ist eindeutig eine (Groß)Stadt. Eine gefleckte Kuh guckte sie mit ihren braunen Augen an, als sie an der Weide vorbeischlenderte ist eindeutig eine Landszene.

Dann muss noch die Wie-Frage beantwortet werden. Das wäre eine Beschreibung der Handlungen der Hauptfigur(en) und eventueller Nebenfiguren. Die Fragen nach „Mit wem“ oder „Womit“ hängen eng damit zusammen. Sie können kaum ohne den Zusammenhang zu den Handelnden auftreten.

Und ganz zum Schluss sollte noch klarwerden, warum die Hauptfigur das tut, was sie tut. Auch für die zweite Hauptfigur ist das wichtig, für die Nebenfiguren nicht unbedingt, obwohl es oft gut ist, wenn auch deren Motive offengelegt werden.

Damit wäre dann alles erledigt. Wenn die W-Fragen im Exposé beantwortet werden, das Ganze auch noch ein bisschen flott und spannend geschrieben ist, ist alles getan, was getan werden kann, um das anhängende Manuskript schmackhaft zu machen. Dann muss man nur noch auf die Beurteilung der el!es-Leserinnen beim LLP warten. ;)