Auf Deutsch: Hintergrundgeschichte und Kerngeschichte. Die Unterscheidung dieser beiden Arten ist am Anfang oft ein großes Problem beim Schreiben.

Als Faustregel könnte man sagen: Die Hintergrundgeschichte, Vorgeschichte, alles, was außerhalb der aktuellen Geschichte passiert oder passiert ist, ist das, was die Autorin wissen muss, die Leserin aber entweder gar nicht oder nur zu einem kleinen Teil, nämlich dem, der noch irgendwie mit der Gegenwart oder mit der Hauptgeschichte verbunden ist, Einfluss darauf hat.

Die Kerngeschichte hingegen ist das, was die Leserin wissen muss und zu lesen bekommt. Wo es um Dinge geht, die aktuell passieren.

Manchmal ist es auch für die Leserin nötig, Dinge aus der Vergangenheit der Figuren zu wissen oder über Vorgänge informiert zu werden, die außerhalb der Kerngeschichte ablaufen. Meistens ist es das aber nicht. Oftmals kann die Autorin nur die Hintergrundgeschichte nicht von der Kerngeschichte oder Hauptgeschichte unterscheiden.

Ich kann mich an ein Manuskript erinnern, das uns einmal eingereicht wurde und eine Länge von 220.000 Wörtern(!) hatte, aber vollständig aus Backstory bestand. Die Autorin schaffte es nicht, irgendwann innerhalb dieser 220.000 Wörter zur Geschichte zu kommen. Sie erzählte die Hintergrundgeschichten sämtlicher beteiligter Figuren (wobei ständig die Perspektive wechselte, sie sprang von einem Kopf in den einer anderen Figur, ohne es anscheinend überhaupt zu merken), ob sie wichtig war oder nicht. Offenbar hatte sie keinerlei Vorstellung davon, was für eine Geschichte oder die Geschichte welcher Figur sie überhaupt erzählen wollte.

Tragisch dabei war, dass sie wirklich gut schreiben konnte. Der Anfang der Geschichte war so gut, dass ich sogar überlegte, das Buch zu veröffentlichen. Als ich es dann aber näher ansah, erledigte sich dieser Gedanke von selbst. Selbst mit einem intensiven Lektorat hätte man aus dieser Geschichte nichts machen können, denn es gab keine Geschichte.

220.000 Wörter und keine Geschichte – wie kann das sein?

Der Grund dafür liegt in der fehlenden Unterscheidung zwischen Hintergrundgeschichte und der wirklichen Geschichte. Diese 220.000 Wörter waren im Prinzip die Vorarbeit, die Recherche für einen Roman, aber nicht der Roman. Die Autorin hätte sich, nachdem sie diese 220.000 Wörter geschrieben und dadurch sehr viel Backstory gesammelt hatte, hinsetzen müssen und den Roman schreiben, indem sie eine Geschichte erfunden hätte, die auf diesen Informationen in den 220.000 Wörtern basierte, aber nichts davon enthielt.

Selbst wenn diese Hintergrundinformationen Einfluss auf den Verlauf der Geschichte haben, dürfen sie nicht hingeschrieben werden. Sie dürfen höchstens indirekt auftauchen, durch »Show, don’t tell« zum Beispiel.

Eine Figur kann innerlich zerrüttet sein, weil ihre ganze Familie auf tragische Weise bei einem Brand ums Leben kam und sie als einzige übrig blieb. Aber deshalb muss nicht die ganze Familiengeschichte erzählt werden inklusive sämtlicher Lebensgeschichten der einzelnen Familienmitglieder. Was von diesem Ereignis übrig bleibt, ist vielleicht jedoch eine tief verinnerlichte Angst vor Feuer, die die Figur immer wieder zeigt und die sie daran hindert, das Leben zu führen, das sie aufgrund ihrer Begabungen oder ihrer Intelligenz führen könnte. Eventuell ist sie von Verlassenheitsängsten geprägt, weil sie ein Kind war, als der Brand ihre ganze Familie zerstörte, und nie wieder Vertrauen zu irgendjemandem gefasst hat, Angst davor hat, Bindungen einzugehen oder zu lieben.

Solche Auswirkungen sind der Sinn einer Backstory für die Autorin. Wenn die Autorin die ganze Familiengeschichte inklusive der Geschichten sämtlicher Familienmitglieder kennt, ist das sehr nützlich. Wenn sie diese ganzen Geschichten jedoch der Leserin erzählt, ist es langweilig.