Bevor ich anfing Romane zu schreiben, habe ich mir schon hin und wieder Gedanken darüber gemacht, wie lange man dafür wohl braucht, für so einen Roman.

Ich las beispielsweise, daß Margaret Mitchell für »Vom Winde verweht« zehn Jahre gebraucht hat. Aber sie hat auch nur diesen einen Roman geschrieben. Kein Wunder – bei dem Zeitaufwand. 

Ein Roman ist ein großes Projekt, kein kleines wie eine Kurzgeschichte, die man vielleicht einmal nebenher in ein paar Stunden schreibt. Also kann man nicht einfach so anfangen und drauflosschreiben. Oder?

Ja, oder . . . Das ist die große Frage. In der Tat verzettelt man sich leicht, wenn man einfach so drauflosschreibt, und deshalb wird in allen Schreibratgebern auch immer darauf hingewiesen, wie wichtig der »Plot« ist, das Handlungsgerüst.

Genauso oft hört man allerdings von erfahrenen und durchaus erfolgreichen Schriftstellern, daß sie überhaupt nicht »plotten«. Sie schreiben in der Tat einfach »drauflos«.

Ich zähle mich auch zu dieser Sorte, und obwohl ich immer wieder versucht habe, das Plotten zu lernen, kann ich es bis heute nicht. Ich bin einfach zu spontan, um mich an eine starre Richtlinie zu halten, selbst wenn ich sie selbst entworfen habe.

Dadurch ist es mir allerdings auch schon passiert, daß ich 40.000 Wörter geschrieben habe und dann merkte, daß das nichts wird. Daß ich mich völlig verzettelt und in absolut uninteressanten Details verloren hatte. Das heißt dann: 40.000 Wörter streichen. Den halbfertigen Roman wegwerfen oder vielleicht die eine oder andere Szene daraus retten und in einen neuen Roman übernehmen.

Oftmals ist der Anfang durchaus in Ordnung, die ersten 5.000 Wörter vielleicht – wenn man ganz großes Glück hat, die ersten 10.000. Der Rest landet in der Mülltonne. Viel Aufwand für nichts.

Könnte man das vielleicht vermeiden? Indem man zwar nicht plottet, sich aber doch vorher überlegt, was in jedes Kapitel reinkommt? Nicht unbedingt von Anfang bis Ende (das könnte ich wirklich nicht. Ich kann keinen Roman schreiben, wenn ich das Ende schon kenne. ), aber so in der Art, daß man sich zumindest von Kapitel zu Kapitel überlegt, was sinnvoll wäre.

Einen gewissen »roten Faden« sollte man sicherlich auch im Kopf haben, der ist aber nicht mit einem Plot zu vergleichen. Jedenfalls nicht bei einem el!es-Buch, da ist der rote Faden immer derselbe:
Sie treffen sich, verlieben sich, verlieren sich, treffen sich wieder, glückliches Ende.

Anhand dieses roten Fadens könnte man eine Art »Fünfteilung« vornehmen. Gehen wir einmal davon aus, daß ein normales el!es-Buch ca. 75.000 Wörter hat, dann wären das 15.000 Wörter pro »Fünftel«.
So ist es nicht wirklich, denn der Schwerpunkt verschiebt sich eher so, daß der Aufbau und die Konflikte mehr Zeit einnehmen als der Höhepunkt, die Wende und das Auslaufen ins glückliche Ende.
Standardmäßig ist das ungefähr zwei Drittel zu einem Drittel, es kann aber auch drei Viertel zu einem Viertel sein. Also drei Viertel sich treffen, verlieben, verlieren und ein Viertel Wiedersehen, Mißverständnisse klären, glückliches Ende.
Sogar eine Aufteilung vier Fünftel zu einem Fünftel ist möglich, so daß die erste schöne Zeit und die dann folgenden Schwierigkeiten und Konflikte mehr »Platz haben«. Die Auflösung ist dann nur noch eine Angelegenheit auf den letzten Seiten.

Würde man das Ganze auf ein Jahr verteilen, wären es ca. 1.500 Wörter pro Woche, die man schreiben müßte, das ließe sich doch schaffen, oder?

Deshalb habe ich mir überlegt, eine Art »52-Wochen-Kurs« zu entwickeln, in dem jede Woche ein Text von 1.500 Wörtern abzuliefern ist. Nun wäre allerdings meine Frage: Besteht daran Interesse? Gäbe es Leute, die sich verbindlich festlegen wollen, jede Woche 1.500 Wörter ihres Romans abzuliefern?

Um den Ehrgeiz anzustacheln, würde ich für eine verbindliche Zusage Geld verlangen. Das ist im voraus für das ganze Jahr zu bezahlen. Wer es tatsächlich schafft, einen Roman in einem Jahr zu schreiben, erhält sein Geld zurück. Wer es nicht schafft, hat umsonst bezahlt.

Ist das ein Angebot? Oder ist das absoluter Blödsinn, was ich mir da ausgedacht habe?