Sie haben Talent und Sie beherrschen die deutsche Sprache, Rechtschreibung und Grammatik, Sie haben ungefähr 5000 gute Bücher in ihrem Leben gelesen und dadurch gelernt, was ein gutes Buch ausmacht, haben Ihren Stil geschliffen und sich mit dem Handwerk beschäftigt »Wie man einen verdammt guten Roman schreibt« (das Buch hatte ich schon einmal erwähnt), und nun schicken Sie Ihr sorgfältig überarbeitetes Manuskript an einen Verlag (oder an viele Verlage) – und erhalten nur Absagen.
Das ist durchaus nichts Ungewöhnliches, denn gerade die großen Verlage veröffentlichen wesentlich mehr Übersetzungen aus anderen Sprachen, besonders aus dem Englischen, als neue deutsche AutorInnen. Die Qualität eines Manuskriptes ist da (leider) oft nicht ausschlaggebend. Davon dürfen Sie sich aber nicht entmutigen lassen. Denn selbst Lektoren wie Volker Busch hoffen, einmal den neuen Harry Potter oder die neue Nora Roberts zu entdecken. Eine kleine Chance besteht also immer.
Keine Chance haben Sie allerdings, wenn Sie sich nur auf Ihr Talent verlassen und den handwerklichen Teil vernachlässigen.
Schreibschulen
Es gibt einige »Schreibschulen« auf dem Internet, die anbieten, Ihnen für mehr oder weniger Geld das Schreiben beizubringen.
Prüfen Sie die Angebote jedoch genau. Es gibt viele schwarze Schafe darunter, die nur Ihr Geld wollen, Ihnen aber nie das Handwerk des Schreibens beibringen werden. Meist, weil sie selbst keine Ahnung davon haben.
Seriöse Angebote erkennen Sie schon an der Länge der Betreuung. Ein Crash-Kurs im Schreiben, ein Wochenende oder ein paar Wochen, dabei werden Sie nicht viel lernen. Vielleicht haben Sie Spaß daran, sich am Wochenende mit anderen, die schreiben, zu treffen, einfach einmal »kreativ« draufloszuschreiben und sich ein paar Geschichten auszudenken. Wenn es nicht allzuviel kostet, warum nicht? Eine Schriftstellerin werden Sie dadurch allerdings nicht.
Das Handwerk des Schreibens zu erlernen erfordert einiges an Aufwand, auch zeitlich. Eine Ausbildung sollte sich also nicht in Tagen oder Wochen bemessen, sondern in Monaten oder Jahren. Zwei bis drei Jahre sind sicherlich das Minimum, um alle Bereiche des Handwerks wirklich abzudecken.
Außerdem sollten die Betreuerinnen und Betreuer jederzeit – zumindest schriftlich – zur Verfügung stehen. Was nützt Ihnen eine schöne Broschüre, wenn Sie keine Fragen dazu stellen können?
Selbstverständlich sind auch Übungsaufgaben, die Sie einschicken können und die professionell korrigiert werden.
Das klingt nach Schule? Ist es auch. Wenn die Schule gut ist, erhalten Sie dann zum Schluß nicht nur Ihr Zertifikat, sondern Sie haben auch wirklich etwas gelernt.
Jede und jeder kann ein solches »Schreibstudium« absolvieren, aber der Erfolg hängt allein von Ihnen ab.
Talent sollten Sie mitbringen, aber was am Ende am meisten zählt, sind Schweiß und harte Arbeit. Schreiben ist kein Zuckerschlecken.