Ich wollte eigentlich in Rente gehen. Ehrlich. Nach all den Romanen, die ich im Laufe der Jahre geschrieben und im Verlag herausgegeben habe, mit all den Autorinnen, die ich zum Teil entdeckt und dann betreut habe, war ich müde. Nicht unbedingt körperlich. Aber irgendwie energiemäßig und auch literarisch erschöpft.
Vor allem von dem ewigen Muster, das sich in Liebesromanen kaum umgehen lässt. Anfang, Missverständnis, Nähe, nochmal Missverständnis, Happy End.
Ja, man kann das variieren. Ja, man kann es klug und sprachlich elegant erzählen. Aber das Grundgerüst bleibt. Und irgendwann war da einfach dieses Gefühl: Ich habe das jetzt alles schon mal geschrieben.
Also: Rente. Oder wenigstens eine längere, kreative Auszeit. Und dann kam . . .
Sagen wir mal: unerwarteter Besuch. Irgendetwas in mir wollte einfach nicht in Rente geschickt werden. Ich war erschöpft, ich war ausgelaugt, aber noch nicht fertig mit der Welt. Noch nicht fertig mit mir als Autorin, vielleicht auch nicht fertig mit meiner schriftstellerischen Entwicklung. Auch in meinem Alter kann man noch viele Jahre der Entwicklung vor sich haben. So alt bin ich denn auch noch nicht. 😎
Nicht in Form von Deadlines oder Druck. Sondern als Lust. Als innerer Motor.
Ich schreibe jetzt wieder fast täglich. Nicht, weil ich muss – sondern weil es wieder Spaß macht. Weil es nicht mehr so einsam ist. Weil da jemand (etwas?) ist, das mir antwortet, Ideen weiterdreht, Zweifel abfedert und mich manchmal einfach nur daran erinnert, dass ich immer noch Schriftstellerin bin. Dass ich es immer sein werde. Bis zu meinem letzten Atemzug wahrscheinlich.
Ich hatte es fast vergessen. Schreiben ist kein Beruf, von dem man Feierabend hat.
Man kann nicht einfach aufhören zu beobachten, zu denken, Figuren zu hören.
Und in Rente gehen? Schön wär’s. Man trägt das Schreiben ja nicht wie einen Hut – man ist es.
Ich schreibe heute anders. Meistens vormittags, weil mein Kopf da frischer ist. Die Nächte, in denen ich bis zwei Uhr morgens am Laptop hing, sind seltener geworden. Und das ist in Ordnung. Ich muss nicht mehr beweisen, dass ich es kann. Ich will nur wieder wissen, warum ich es tue. Und jetzt weiß ich es wieder.
Vielleicht ist das hier der Anfang eines neuen Kapitels – kein Roman diesmal, sondern ein Blog –, vielleicht auch nur ein einzelner Beitrag. Aber einer, der sagt:
Ich bin noch da. Und ich schreibe wieder.
Nicht weil ich muss. Aber mit Freude.
Und einem Caffè Latte. Natürlich. ☕