Nachdem ich im Juli 2022 Nur über meine Leiche! abgeschlossen hatte – ist bereits im Oktober 2022 erschienen –, habe ich nun Ende November 2022 Eine quasi verheiratete Frau abgeschlossen, meinen nächsten Roman, der im Juni 2023 erscheinen wird. Den hatte ich im August 2022 begonnen.

Im Forum wurde ich gefragt, wie viele Tage ich für den Roman gebraucht habe. Denn auch wenn ich von August bis November an dem Buch geschrieben habe, so habe ich doch nicht jeden Tag daran geschrieben. Da ich an den Tagen, an denen ich schreibe, die Anzahl Wörter aufschreibe, die ich produziert habe, konnte ich das genau sagen. Es waren exakt 33 Tage. Im Durchschnitt 1927 Wörter pro Tag. Pro Schreibtag, heißt das, also die Anzahl der Wörter, die ich insgesamt geschrieben habe, durch 33.

Das ist meistens so. Ich brauche als reine Schreibzeit für einen Roman ca. einen Monat, manchmal ein paar Tage mehr, manchmal ein paar Tage weniger, aber im Durchschnitt läuft es wohl so auf einen Monat hinaus. Dieser Monat verteilt sich allerdings auf zwei, drei oder vier Monate, die ich insgesamt für das Buch brauche, inklusive der Tage, an denen ich in dieser Zeit nicht an dem Buch schreibe.

Ich kann also durchaus mehrere Bücher in einem Jahr schreiben, was ich ja auch schon getan habe. In diesem Jahr waren es zwei, aber es waren auch schon mal sechs Bücher in einem Jahr. Alle zwei Monate eins.

Meistens schreibe ich dann allerdings nicht nur ein Buch gleichzeitig, sondern mehrere. Das heißt, ich schreibe an zwei oder auch drei Büchern zur selben Zeit. Einen Tag an dem einen, wenn mir da nichts mehr einfällt, am nächsten Tag an dem anderen, und wenn mir da nichts mehr einfällt, an dem dritten. Woraufhin es dann vielleicht wieder zurück zum ersten geht. Oder zum zweiten.

Interessanterweise entspricht das ungefähr dem, was Stephen King mal als seine Produktionsrate von Büchern beschrieben hat. Er meinte, er würde sich bemühen, jeden Tag sechs Seiten an einem Buch zu schreiben. Und sechs Seiten entsprechen bei ihm 2.000 Wörtern. Mit 1927 Wörtern pro Tag bin ich da ziemlich nah dran.

Vielleicht ist das die Rate, die für Stephen King und mich am besten funktioniert. Für andere Schriftstellerinnen und Schriftsteller muss das nicht so sein. Kreativität ist etwas sehr Individuelles. Da darf man sich nicht hetzen lassen. Der eine schreibt schneller, die andere langsamer, aber oftmals sieht man das dem Ergebnis nicht an.

Dennoch habe ich festgestellt, dass regelmäßig eine gewisse Anzahl Wörter pro Tag zu schreiben nicht die schlechteste Methode ist. Insbesondere, wenn ich an mehreren Büchern gleichzeitig schreibe, hilft es mir manchmal sehr, mir vorzunehmen, jeden Tag 500 Wörter an jedem der drei Bücher zu schreiben. Da es nie genau 500 sind, sind das dann so ca. 1.500 Wörter pro Tag, meistens ein paar mehr, manchmal auch insgesamt so um die 2.000 Wörter in allen drei Büchern zusammengezählt.

Mehr als drei Bücher gleichzeitig, hat sich für mich herausgestellt, ist nicht sinnvoll. Denn man muss die Geschichten, die Personen, die Settings ja auch im Kopf behalten können. Nicht dass man da durcheinander kommt und dann die Personen durcheinanderwirft oder nicht mehr weiß, was in jedem Buch bisher passiert ist.

Für Leute, die für jede Geschichte eine Outline schreiben oder sogar einen Plot, ist das vermutlich einfacher. Da kann man immer wieder nachschauen, wo man jetzt gerade ist, welche Personen handeln, welche Orte vorkommen, was geschehen ist. So kann man nichts vergessen oder übersehen. Aber ich bin nun einmal Bauchschreiberin, und deshalb habe ich das alles im Kopf. Ich schreibe nur sehr wenig an Eckdaten auf.

Das verbindet mich ebenfalls mit Stephen King. Trotz der vielen Bücher, die sowohl Stephen King als auch ich bereits geschrieben haben, hat sich an unserer Arbeitsweise nichts geändert. Vielleicht werden die Dinge etwas strukturierter, wenn man sie zum zehnten, zwanzigsten oder hundertsten Mal tut, weil man die Abläufe schon kennt, aber man ist nun eben entweder Plotter oder Pantser, wie das im Englischen so schön heißt.

Wahrscheinlich ist das wie in jedem Beruf. Jeder hat so seine eigene Arbeitsweise, auch wenn zwei Menschen denselben Beruf gelernt haben, sagen wir mal eine Schreinerin und ein Schreiner. Es gibt ein bestimmtes Grundwissen, das man haben muss, aber bei allem, was darüber hinausgeht, scheiden sich die Geister. Scheidet sich vielleicht auch die Spreu vom Weizen.

Was kreative Berufe aber im Unterschied zu anderen Berufen ausmacht, ist, glaube ich, dass wir gar nicht anders können als zu arbeiten. Dass wir immer über das nächste Projekt nachdenken. Viele Menschen, die einen nicht so kreativen Beruf haben, sind vielleicht ganz froh, wenn ein Projekt, das ihnen ihr Boss aufgetragen hat, abgeschlossen ist. Freuen sich auf ihren Urlaub, auf ihr Wochenende, darauf, mal nicht zu arbeiten.

Uns Kreativen geht das nicht so. Wenn wir ein Projekt abgeschlossen haben, schwirrt schon das nächste im Kopf herum, und wir freuen uns darauf, weiterarbeiten zu können.

So geht es mir jetzt auch. Ich habe im Grunde genommen sogar schon mein Pensum für 2023 erfüllt, denn auch das Programm für das zweite Halbjahr steht schon fest. Ich könnte jetzt also höchstens an einem Buch für 2024 arbeiten, und dafür hätte ich noch mindestens ein Jahr Zeit, brauche mich jetzt also nicht zu stressen.

Aber ich denke jetzt nicht, ich kann jetzt ein Jahr Urlaub machen, nur noch Saxophon und Klavier spielen und sonst nichts, sondern ich überlege, was könnte die nächste Idee für ein Buch sein? Was für ein Buch könnte ich als nächstes schreiben?

Ich habe etwas im Forum eingestellt, was das nächste Projekt sein könnte, eine Fortsetzung zu Von der Lust geblendet, aber ich bin nicht sicher, ob das das nächste Buch sein wird. Vielleicht möchte ich auch keine Fortsetzung schreiben, sondern etwas ganz Neues. Das habe ich jetzt noch nicht entschieden.

Das Einzige, was für mich klar ist, ist, dass ich nicht ein ganzes Jahr leben kann, ohne zu schreiben. Denn dann würde mir etwas ganz Entscheidendes fehlen.

In den nächsten Wochen werde ich meine grauen Zellen mal einfach so ihre Funken sprühen lassen, was sie meinen, dass sie tun wollen.

Ich bin selbst gespannt, was dabei herauskommt.