Ich hätte heute eigentlich einen neuen Beitrag für die Webseite hier schreiben sollen. Aber – Prioritäten! Ich habe ein Tafelservice namens Paris gekauft. Und das war irgendwie … dringend. Zumindest aus stilistischen Gründen. Und sowieso wegen Frankreich, Paris und so.

Und das Schreiben? Das hat einfach mal pausiert. Zumindest dachte ich das. Bis mir auffiel, dass mein Gehirn trotzdem weitergemacht hat. So ganz heimlich. Beim Nachdenken, beim „Herumplappern“, wie ich es gern nenne.

Und so kam ich auf das Thema Verantwortung. Nicht die große, schwere Verantwortung, wie sie in HeldInnenepen vorkommt. Sondern diese alltägliche, schleichende Verantwortung, die man spürt, wenn man sieht, was gerade alles passiert in der Welt. Vor allem in Bezug auf neue Technik. Auf Künstliche Intelligenz. Und auf das, was wir Menschen daraus machen. Oder eben nicht.

Denn wenn man sich das so anschaut: Wir leben in einer seltsamen Zeit. Die technische Entwicklung rast uns davon wie ein Elektro-Scooter auf Koks, während viele von uns geistig noch barfuß mit Keule durchs Steinzeitdorf laufen. Unser Gehirn ist nämlich, mit Verlaub, nicht für das 21. Jahrhundert gebaut. Es will Sicherheit, Vertrautes, klare Gruppenstrukturen. Und bekommt stattdessen Reizüberflutung, Ambiguitätstoleranz* und Deepfake-Gesichter, die überzeugender lügen als Politiker im Wahlkampf.

Viele sehen in der KI ein bequemes Mittel, Dinge zu tun, die sie eigentlich nicht können. Und dann tun sie so, als hätten sie das alles selbst geleistet. Weil es einfach ist. Weil es geht. Weil niemand sie davon abhält. Und weil wir Menschen nun mal so ticken: Was zur Verfügung steht, wird genutzt. Ob man’s kann oder nicht. Die Konsequenz ist ein Meer an Inhalt und ein Mangel an Substanz.

Das macht mir Sorgen. Nicht, weil ich Technik fürchte. Im Gegenteil. Ich möchte nicht leben wie 1950. Ich bin froh über Entwicklungen, über Fortschritt, über alles, was Menschen hilft. Inklusive Medikamente, die mich aus dunklen Phasen holen, wenn sie nötig sind. Das ist auch Fortschritt. Das ist auch Technik. Und sie ist gut. Wenn man sie verantwortungsvoll einsetzt.

Aber das ist eben der Punkt: Verantwortung.
Wer übernimmt sie?
Wer versteht überhaupt, was er da in der Hand hält?

Die Technik ist da. Und sie ist mächtig. Aber sie ist nicht das Problem.
Das Problem ist, dass sie schneller ist als wir.
Und dass es zu viele Menschen gibt, die sie nicht dazu benutzen, etwas Gutes zu tun, sondern um sich gut darzustellen.

Wir können das nicht aufhalten. Wir können die Uhr auch nicht zurückdrehen. Was passiert ist, ist passiert, und was vorbei ist, ist vorbei. Eine Erfindung, die gemacht ist, ist da, ob wir wollen oder nicht.

Aber wir können uns bewusst machen, wer wir sind – und wer wir nicht sind.
Wir können aufhören, uns mit fremden Federn zu schmücken.
Wir können anfangen, Verantwortung zu übernehmen. Auch wenn unser Gehirn noch gern eine Runde ums Lagerfeuer tanzen würde. 🔥

Ich jedenfalls tanze lieber mit meinem Tafelservice Paris um den Eiffelturm herum. Aber nicht, ohne dabei weiterzudenken.

Gut, dass wir darüber gesprochen haben. 😎
(Selbst wenn’s nur ironisch gemeint ist.)

*teilweise auch als Unsicherheits- oder Ungewissheitstoleranz bezeichnet, ist die Fähigkeit, mehrdeutige Situationen und widersprüchliche Handlungsweisen zu ertragen. Ambiguitätstolerante Personen sind in der Lage, Ambiguitäten, also Widersprüchlichkeiten, kulturell bedingte Unterschiede oder mehrdeutige Informationen, die schwer verständlich oder sogar inakzeptabel erscheinen, wahrzunehmen, ohne darauf aggressiv zu reagieren oder diese einseitig negativ oder – häufig bei kulturell bedingten Unterschieden – vorbehaltlos positiv zu bewerten. (Wikipedia)