Ich weiß nicht, ob Sie’s schon wussten 😊, aber ich habe ja so eine Art „Abnehmbuch“ geschrieben. Es heißt Wer Kalorien zählt, hat den Zug verpasst.

Übergewicht hat mich fast mein ganzes Leben lang begleitet, und nachdem ich eine Methode gefunden hatte, wie man davon runterkommt, habe ich gedacht, warum nicht ein Buch dazu schreiben?

Es hat zwar eine ganze Weile gedauert, bis dieses Buch dann Wirklichkeit geworden ist, aber ich sehe in meinem Umfeld und auch online, dass es zu viel Unsinn gibt, der übers Abnehmen erzählt wird. Ich habe mein ganzes Leben lang viel von diesem Unsinn geglaubt und auch ausprobiert. Wir Übergewichtigen sind oftmals so verzweifelt, dass wir wirklich nach jedem Strohhalm greifen.

Aufgrund unserer Verzweiflung haben wir die Diätindustrie zu einem der lukrativsten Industriezweige gemacht. Vor hundert Jahren noch hätte sich vermutlich kaum jemand vorgestellt, dass man so viel Geld damit verdienen kann, anderen zu versprechen, dass sie ein paar Kilos verlieren können. Die meisten Menschen damals hätten wohl nur den Kopf geschüttelt.

Aber die Zeiten haben sich geändert. Übergewicht ist eines der größten Probleme unserer Zeit. Sogar in meiner Lebenszeit noch war Hunger ein viel größeres Problem. Niemals hätte man in den 50er oder 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts geglaubt, dass es je einen Zeitpunkt geben könnte, an dem mehr Menschen auf der Welt übergewichtig sind als untergewichtig oder normalgewichtig.

Diesen Zeitpunkt haben wir jetzt jedoch erreicht. Die Amerikaner haben es vorgemacht, und die ganze Welt hat es nachgemacht. Sogar in Afrika gibt es mittlerweile mehr übergewichtige Menschen, als man sich vorstellen kann. Dabei kann ich mich noch sehr gut an die Hungerbilder aus meiner Kindheit erinnern. Dunkelhäutige Kinder mit ausgemergelten Gesichtern und vom Hunger aufgeblähten Bäuchen. Regelmäßig kamen diese Bilder wieder.

Und es wurden große Spendenaktionen veranstaltet, um diesen Menschen zu helfen. Beim Essen wurde man von Mutter oder Vater, Oma oder Opa daran erinnert, dass man gefälligst alles aufessen sollte, was man auf dem Teller hatte, weil „Denk an die armen Kinder in Afrika“. Was auch immer die davon hatten, dass ich meinen Teller aufesse ... Aber na ja ...

Was sich in meiner Lebenszeit bis heute alles verändert hat, ist gewaltig. Als ich in die Schule ging, war ich meist das einzige übergewichtige Kind. Alle anderen Kinder waren schlank. Wie sieht es heute aus? Die schlanken Kinder sind in der Minderzahl. Schon Zwölfjährige bekommen Diabetes. Es werden Kuren für Kinder veranstaltet, damit sie abnehmen. Ich kann mich noch an Kuren für Kinder erinnern, damit sie zunehmen ...

Für mich besteht das größte Problem darin, dass niemand an die Ursache heran will. Es wird so getan, als würde es etwas helfen, wenn man die Kinder Sport machen lässt und wenn man ihnen zeigt, dass es Gemüse gibt. Das reicht natürlich nicht. Übergewicht und viele daraus resultierende Krankheiten sind ein gesellschaftliches Problem. Für das sich niemand zuständig fühlt.

In meinem Buch gehe ich auf diese politischen Dimensionen jetzt nicht ein. Für mich war wichtiger, ein Instrument zu haben, ein Werkzeug, mit dem man als Individuum auf ein normales Gewicht kommen kann, wenn man Übergewicht hat. Dafür muss man nicht gleich alle gesellschaftlichen Probleme lösen, sondern nur eins, ein ganz anderes, ein hormonelles: Insulin.

Insulin ist ein Hormon, das bestimmte Aufgaben in unserem Körper hat. Die erfüllt es, und daraus entsteht normalerweise kein Problem. Die Probleme beginnen dann, wenn Insulin diese Aufgaben ohne Unterbrechung erfüllen muss. Was dann geschieht, wenn wir über den Tag verteilt immer wieder essen oder snacken. Auch Milchkaffee gehört zu diesen Snacks. Und das war mein Untergang.

Ich habe viel zu viel Milchkaffee getrunken. Viel Milch, wenig Kaffee. Und das alle ein bis zwei Stunden bis spät in den Abend hinein, wenn ich schlafen ging. Morgens war das erste nach dem Aufstehen auch ein Milchkaffee.

Niemals habe ich darüber nachgedacht, dass es einen Zusammenhang zwischen Milchkaffee und Insulin geben könnte. Wer denkt an Insulin, wenn er/sie Kaffee trinkt? Niemand, würde ich vermuten.

Ich auch nicht. Und so nahm ich dann immer mehr zu, bis alle Hosen zwickten und ich mich fast nicht mehr im Spiegel anschauen konnte. Da ich ansonsten gar nicht so viel gegessen habe, wunderte ich mich, wie das sein konnte.

Und da stieß ich fast mehr zufällig auf die Informationen über Insulin. Zu viel Insulin macht fett. Und wenn man keine großen Pausen zwischen den einzelnen Snacks hat, hat man ständig zu viel Insulin. Weil Insulin sofort hervorgeschossen kommt, wenn man etwas zu sich nimmt. Nicht Wasser, schwarzen Kaffee oder Tee, aber alles andere. Selbstverständlich auch Milch.

Als ich diesen Zusammenhang entdeckte, wusste ich endlich Bescheid. Ich hatte endlich eine Erklärung dafür, warum ich immer dicker wurde, obwohl ich gar nicht so viel aß. Bisher hatte ich Milchkaffee als ein Getränk betrachtet, nicht als Essen, nicht als Snack. Aber das war ein Fehler. Jeder Becher Milchkaffee, den ich im Laufe des Tages getrunken hatte, hatte das Insulin auf den Plan gerufen. Da brauchte ich zwischendurch gar nichts zu essen.

Wenn das Insulin hoch ist, kann man kein Fett verbrennen, lernte ich. Ist das Insulin unten, wird kein Fett gespeichert (wofür das Insulin unter anderem verantwortlich ist), sondern verbraucht. Ein sehr einfaches Prinzip, das ich mit meinem Milchkaffee unterlaufen hatte. Man kann schon Milchkaffee trinken, aber nicht von morgens bis abends. 

Wie die meisten Übergewichtigen hatte ich bisher immer Kalorien gezählt, wenn ich abnehmen wollte. Und was passiert dann? Ja, man nimmt ab, aber nach einiger Zeit bleibt das Gewicht stehen, man ist auf einem Plateau, von dem man nicht mehr wegkommt, und letztendlich nimmt man wieder zu. Vielleicht sogar mehr, als man vorher abgenommen hat.

Ich hatte das nie verstanden, weil ich nie wusste, was dahintersteckte. Auf einmal wusste ich es. Kalorien sind nicht das Entscheidende beim Abnehmen, sondern Hormone. 

Das war für mich der Beginn des Weges zum Traumgewicht. 😊 Es ist sehr leicht abzunehmen und sein Gewicht hinterher auch zu halten, wenn man weiß, wie man es machen muss. Kalorien zählen ist nicht der Weg. Das kann man sein Leben lang machen und trotzdem sein Leben lang dick bleiben.

Wenn ich das, was ich in meinem Buch zusammengetragen habe, schon vor Jahren und Jahrzehnten gewusst hätte, hätte ich nicht praktisch mein ganzes Leben lang dick sein müssen.

Aber ich wusste es nicht.

Gut, dass ich es jetzt weiß. 👍

Es macht mein Leben so viel leichter.

Im wahrsten Sinne des Wortes. 🙂